Long Covid: Die Rolle des Mikrobioms im Darm

Long Covid Mikrobiom

Seit dem Auftreten der COVID-19-Pandemie stehen nicht nur die akuten Symptome der Infektion im Fokus, sondern auch die langfristigen Folgen, bekannt als Long Covid. Ein Bereich, der zunehmend Beachtung findet, ist der Einfluss des Darmmikrobioms auf die Entwicklung und den Verlauf von Long Covid. Doch was versteht man unter dem Darmmikrobiom, und wie könnte es mit Long Covid in Verbindung stehen?

 

Was ist das Darmmikrobiom?

Das Darmmikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Viren und Pilze, die unseren Darm besiedeln. Diese Mikroben spielen eine entscheidende Rolle bei der Verdauung, der Produktion von Vitaminen und der Regulation des Immunsystems. Ein gesundes und ausgewogenes Mikrobiom ist daher essenziell für unser allgemeines Wohlbefinden.

 

Veränderungen des Darmmikrobioms durch COVID-19

Studien haben gezeigt, dass eine Infektion mit SARS-CoV-2, dem Virus, das COVID-19 verursacht, das Gleichgewicht des Darmmikrobioms stören kann. Untersuchungen der Universität Duisburg-Essen ergaben, dass COVID-19-Patienten eine geringere Vielfalt in ihrer Darmflora aufweisen als nicht infizierte Personen. Insbesondere nützliche Bakterien, wie Bifidobakterien, waren reduziert. (Quelle: Heilpraxisnet)

Diese Dysbiose, also das Ungleichgewicht der Darmflora, könnte nicht nur den Verlauf der akuten Infektion beeinflussen, sondern auch zu längerfristigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen beitragen.

Mikrobiom testen lassen

Wenn es die Vermutung gibt, dass Mikrobiom und Long Covid zusammenhängen, macht es natürlich Sinn, das Mikrobiom einmal untersuchen zu lassen. Das müsste ein Arzt anordnen oder man kauft sich einen der recht teuren Mikrobiom-Test bei einschlägigen Anbietern wie hier bei Medivere.*

Wie aussagekräftig solche Tests sind, da ist sich die Fachwelt noch uneinig. Einige sagen, es sei eine gute Basis, andere sagen es sei nur eine Momentaufnahme. Vermutlich werden Long Covid Betroffene zu jedem Strohhalm greifen und es gibt teurere und sinnlosere Untersuchungen.

 

Long Covid und das Mikrobiom: Die Zusammenhänge

Long Covid umfasst eine Vielzahl von Symptomen, die Wochen oder sogar Monate nach der akuten Phase der Infektion anhalten können. Dazu zählen Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und gastrointestinale Beschwerden. Es wird vermutet, dass ein gestörtes Darmmikrobiom eine Rolle bei der Entstehung dieser Symptome spielt.

Eine Studie, veröffentlicht in der „Pharmazeutischen Zeitung“, deutet darauf hin, dass selbst milde COVID-19-Verläufe zu einer langanhaltenden Instabilität der Darmmikrobiota führen können, was möglicherweise zur Long-Covid-Symptomatik beiträgt. Wie in der Pharmazeutischen Zeitung zu lesen ist, gibt es eine deutliche Verminderung, etwa des wichtigen Bakteriums Akkermansia muciniphila.

Dieses Darmbakterium gilt als essenziell für die Stabilität der Darmbarriere und wird auch mit einer Reihe anderer Krankheiten in Verbindung gebracht. So wurde festgestellt, dass Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa, Übergewicht, Stoffwechselstörungen wie Typ-2-Diabetes oder einem metabolischen Syndrom niedrigere Konzentrationen dieses Mikroorganismus aufweisen als gesunde Personen.

Es wird angenommen, dass eine reduzierte Menge dieses Bakteriums die Darmbarriere durchlässiger macht, was zur vermehrten Aufnahme von entzündungsfördernden Substanzen ins Blut führen könnte. Eine klinische Studie konnte zeigen, dass die Gabe von A. muciniphila zu einer Verminderung von entzündlichen Reaktionen sowie einer Verbesserung von Leberfunktionsstörungen führte. Es kann daher ggf. Sinn machen, dieses und weitere förderliche Bakterien während und nach einer SARS-Cov2 Infektion einzunehmen. Hierzu sind aber weitere Studien nötig.

 

Mechanismen der Beeinflussung

Der genaue Mechanismus, wie das Darmmikrobiom Long Covid beeinflusst, ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass die sogenannte Darm-Lungen-Achse eine Rolle spielt. Diese beschreibt die bidirektionale Kommunikation zwischen Darm und Lunge, wobei Veränderungen im Darmmikrobiom die Immunantwort in der Lunge beeinflussen können. (Quelle: Allergosan)

Ein gestörtes Mikrobiom könnte zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmbarriere führen, was als „Leaky Gut“ bezeichnet wird. Dies ermöglicht das Eindringen von Bakterien und deren Toxinen in den Blutkreislauf, was systemische Entzündungsreaktionen auslösen kann. Solche Entzündungsprozesse könnten zur Persistenz von Long-Covid-Symptomen beitragen.

 

Therapeutische Ansätze

Angesichts der möglichen Rolle des Darmmikrobioms bei Long Covid werden verschiedene therapeutische Ansätze diskutiert:

  • Probiotika und Präbiotika: Der Einsatz von Probiotika, also lebenden Mikroorganismen, die einen gesundheitlichen Nutzen haben, könnte helfen, das Gleichgewicht der Darmflora wiederherzustellen. Präbiotika dienen als Nahrung für diese nützlichen Bakterien und fördern deren Wachstum. Erste kleinere Studien deuten darauf hin, dass Probiotika einen positiven Einfluss sowohl auf die akute COVID-19-Erkrankung als auch auf bestimmte Long-Covid-Symptome haben könnten. (Quelle: Focus)

  • Fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT): Bei diesem Verfahren wird das Mikrobiom eines gesunden Spenders in den Darm eines Patienten übertragen. Es gibt Hinweise darauf, dass FMT bei der Wiederherstellung eines gesunden Mikrobioms helfen kann und somit potenziell auch bei Long Covid von Nutzen sein könnte. (Quelle: National Geographic Deutschland)

  • Ernährungsumstellung: Eine ballaststoffreiche Ernährung kann das Wachstum nützlicher Darmbakterien fördern und somit zur Wiederherstellung des mikrobiellen Gleichgewichts beitragen.

 

Aktueller Forschungsstand und Ausblick

Die Forschung zum Zusammenhang zwischen Darmmikrobiom und Long Covid steckt noch in den Anfängen. Obwohl erste Studien vielversprechende Hinweise liefern, sind weitere Untersuchungen notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen und effektive therapeutische Strategien zu entwickeln.

Es ist jedoch bereits jetzt erkennbar, dass das Darmmikrobiom eine bedeutende Rolle für unser Immunsystem und die allgemeine Gesundheit spielt. Daher könnte die gezielte Beeinflussung des Mikrobioms ein vielversprechender Ansatz zur Prävention und Behandlung von Long Covid sein.

 

Fazit

Das Darmmikrobiom steht im Zentrum des Interesses, wenn es um die langfristigen Folgen von COVID-19 geht. Ein gesundes und ausgewogenes Mikrobiom könnte nicht nur den Verlauf der akuten Infektion positiv beeinflussen, sondern auch das Risiko für Long-Covid-Symptome reduzieren. Während die Wissenschaft weiterhin daran arbeitet, die genauen Zusammenhänge zu entschlüsseln, können eine bewusste Ernährung und ein gesunder Lebensstil dazu beitragen, das Darmmikrobiom zu unterstützen und somit möglicherweise auch Long Covid vorzubeugen.

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