Long COVID Behandlung: Praktischer Leitfaden für Betroffene und Ärzte

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Die Herausforderung Long COVID verstehen

Long COVID stellt Betroffene und Mediziner vor komplexe Herausforderungen. Dieses auf dem Diagnostik- und Therapieschema von Dr. med. Maja Strasser (Stand März 2025) basierende Konzept bietet einen strukturierten Ansatz zur Bewältigung der vielfältigen Symptome. Wir haben dies hier einmal zusammengefasst. Bitte unbedingt aber Dosierungen und Details auch einmal hier im Originaldokument nachprüfen.

Erste Schritte: Die Basisdiagnostik

Der Weg zur Besserung beginnt mit einer gründlichen Erfassung Ihres Zustands. Ihr behandelnder Arzt sollte eine eingehende Anamnese durchführen, unterstützt durch spezielle Erfassungsbögen. Besonders wichtig ist die körperliche Untersuchung mit einem 10-minütigen passiven Stehtest, der orthostatische Probleme aufdecken kann.

Notwendige Laboruntersuchungen

Die Basisdiagnostik umfasst ein breites Spektrum an Blutwerten: Differenzialblutbild, Gerinnungsparameter (INR, pTT, Fibrinogen, D-Dimere), Entzündungsmarker (CRP), Stoffwechselparameter, Schilddrüsenwerte (TSH, fT4), Cortisol und ACTH. Besonders wichtig sind auch Ferritin, Holotranscobalamin, Vitamin D sowie Autoantikörper gegen Cardiolipin und Beta2-Glykoprotein.

Bei kardialen Beschwerden werden zusätzlich Herzenzyme bestimmt, bei Darmproblemen Transglutaminase-Antikörper und Calprotectin im Stuhl.

Grundlegende Therapieansätze der Long Covid Behandlung

Belastungsintoleranz: Das Pacing-Prinzip

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist das Erlernen von Pacing durch Physio- oder Ergotherapie. Vermeiden Sie unbedingt die „Graded Exercise Therapy“ – diese kann bei Long COVID kontraproduktiv sein. Pacing bedeutet, Ihre Energie sorgfältig einzuteilen und Überanstrengung zu vermeiden.

Mastzellenaktivierungssyndrom (MCAS)

Viele Betroffene profitieren von einer Behandlung mit Fexofenadin 120-180 mg täglich. Bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten kann Daosin zu den Mahlzeiten helfen. Eine histaminarme Ernährung für einige Wochen kann deutliche Verbesserungen bringen. Bei fehlendem Ansprechen stehen Alternativen wie Ketotifen, Cromoglizinsäure oder Alphaliponsäure zur Verfügung.

Nahrungsergänzungsmittel: Ein unterstützender Baustein

Folgende Supplemente haben sich bewährt:

  • L-Arginin 5g morgens (bei Herpes-Reaktivierung zusätzlich L-Lysin 1-3g)
  • Liposomales Vitamin C 500mg zweimal täglich
  • Nattokinase 2000-8000 FU morgens nüchtern
  • Niacin „no Flush“ 250-500mg morgens
  • Vitamin D 1000-3000 I.U. täglich
  • N-Acetylcystein 600mg zweimal täglich
  • Quercetin 250-500mg zweimal täglich

Orthostatische Dysregulation: POTS und orthostatische Hypotonie

Falls der passive Stehtest auffällig war, sind folgende nicht-medikamentöse Maßnahmen essentiell:

Alltagsmaßnahmen

  • Mindestens 3 Liter Flüssigkeit täglich, besonders wichtig: 500ml plus Salz (z.B. Bouillon) vor dem morgendlichen Aufstehen
  • Erhöhte Salzzufuhr auf etwa 8g täglich
  • Elektrolytlösung: 250ml Fruchtsaft + 750ml Wasser + 0,5 Teelöffel Kochsalz über den Tag verteilt
  • Kompressionsstrümpfe Klasse 2 oder 3
  • Mehrere kleine Mahlzeiten, Alkoholverzicht, wenig Kaffee

Medikamentöse Optionen

Bei POTS kann Ivabradin 2,5-7,5mg einmal täglich helfen. Bei zusätzlicher Hypertonie ist Bisoprolol 5-10mg eine Option. Bei orthostatischer Hypotonie hat sich Pyridostigmin bewährt, beginnend mit 10mg morgens, langsam steigerbar bis 3x120mg.

Therapieeskalation bei unzureichendem Ansprechen

Low Dose Naltrexon (LDN)

Eine 50mg Tablette in 50ml Wasser auflösen. Beginn mit 0,5ml abends, wöchentliche Steigerung um 0,5ml bis maximal 5ml. Bei Schlafstörungen morgens einnehmen.

Low Dose Aripiprazol

Beginnend mit 0,1-0,25ml der 1mg/ml Lösung, langsame Steigerung bis maximal 2ml täglich.

Weitere Optionen

Bei schweren Verläufen kommen im Rahmen der Long Covid Behandlung systemische Kortikosteroide, hyperbare Sauerstofftherapie oder in Einzelfällen intravenöse Immunglobuline in Betracht.

Symptomspezifische Behandlung

Fatigue und Brain Fog

D-Ribose 1-3x 5-10g täglich (nicht bei Diabetes). Bupropion 150-300mg oder Guanfacin 1-2mg können kognitive Defizite verbessern.

Schlafstörungen

Diphenhydramin 3-25 Tropfen zur Nacht oder Melatonin 3-24mg. Melatonin zeigt oft positive Effekte auf Brain Fog.

Geruchsstörungen

Strukturiertes Riechtraining: Zweimal täglich 30 Sekunden an Rose, Zitrone, Eukalyptus und Gewürznelke riechen. Zusätzlich Zink 2x50mg oder Fluticason Nasenspray.

Schmerzen

Stufenweise Eskalation von Duloxetin 30-60mg oder Amitriptylin 10-25mg über Pregabalin bis zu Oxcarbazepin oder Lamotrigin.

Schutz vor Reinfektionen: Ein kritischer Punkt

Der konsequente Schutz vor weiteren Infektionen ist essentiell:

  • FFP2-Masken in öffentlichen Innenräumen
  • Optimale Raumluft durch Luftfilter und regelmäßiges Lüften
  • Selbsttests vor Treffen

Eine COVID-19-Impfung kann bei etwa 25% der Long COVID-Betroffenen zu einer Symptomverbesserung führen (nicht bei Post-Vac-Syndrom).

Fazit: Ein individueller Weg

Long COVID erfordert einen individualisierten, geduldigen Therapieansatz. Die Kombination aus sorgfältiger Diagnostik, gezielter Behandlung und konsequentem Selbstmanagement bildet die Grundlage für eine mögliche Besserung. Arbeiten Sie eng mit Ihrem behandelnden Arzt zusammen und dokumentieren Sie Ihre Symptome und Behandlungsversuche sorgfältig.

Quelle: Therapieschema nach Dr. med. Maja Strasser, Stand März 2025 

Die Ausführungen basieren auf dem verlinkten Dokument. Bitte vor Anwendung unbedingt mit einem Arzt absprechen oder den Artikel zeigen.